Selbständigkeit ist nicht immer von Dauer –Studie des IfM Bonn

 
vom 09.11.2016

Für die Studie "Einmal Unternehmer, immer Unternehmer? Selbstständigkeit im Erwerbsverlauf" haben die Wissenschaftler des IfM Bonn erstmals die Selbstständigkeit in Deutschland aus erwerbsbiografischer Perspektive auf der Basis des Nationalen Bildungspanels (NEPS) für die Geburtsjahrgänge 1944 bis 1986 untersucht. Die Selbstständigkeit als Beschäftigungsform ist im Wandel begriffen. Das tradierte Bild der Selbstständigkeit als eine dauerhafte Beschäftigungsform muss angesichts der Ergebnisse der Studie zunehmend in Frage gestellt werden.

Auch wenn immer noch ein großer Anteil der Selbstständigen dauerhaft in der Selbstständigkeit verbleibt, stieg in den vergangenen Jahrzehnten der Anteil derjenigen Erwerbstätigen, die mehrfach zwischen Selbstständigkeit und anderen Erwerbszuständen – darunter abhängige Beschäftigung und Arbeitslosigkeit – hin und her wechseln.

Ein großer Anteil der Selbstständigen bleibt zwar dauerhaft (genau genommen: bis ans Ende des beobachteten Lebenszeitraums) selbstständig. Solche stabilen Selbstständigkeiten nahmen im Zeitablauf jedoch ab. Zugleich ist  zu  beobachten,  dass sich zunehmend  mehr  Erwerbsverläufe  von Selbstständigen komplexer und diskontinuierlicher gestalten.

Der "klassische" Weg in die Selbstständigkeit (typischerweise über die Ausbildung und abhängige Beschäftigung) hat im Zeitablauf tendenziell an Bedeutung verloren. Die generellen Entwicklungstrends der zurückliegenden Jahrzehnte wie die Ausweitung der Ausbildungszeiten (Stichwort: Bildungsexpansion), die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie die zunehmende Arbeitslosigkeit tragen zu den beobachteten Veränderungen in den Erwerbsverläufen der Selbstständigen bei. Bemerkenswert ist, dass, obwohl längere Ausbildungszeiten i.d.R. mit einem späteren Einstieg ins Erwerbsleben einhergehen, das Alter bei Aufnahme der Selbstständigkeit tendenziell gesunken ist. Neben möglichen Push-Effekten wie einer (drohenden) Arbeitslosigkeit dürften dabei bessere Möglichkeiten einer selbstständigen Tätigkeit insbesondere für Akademiker und Akademikerinnen, z.B. im Bereich der Freien Berufe, eine Rolle spielen. Diese wechseln häufiger unmittelbar im Anschluss an die Ausbildung in die Selbstständigkeit.

Der Anteil der Selbstständigen, die die Selbstständigkeit parallel zu einer abhängigen Beschäftigung oder einem anderen Erwerbsstatus wie z.B. Ausbildung oder familienbedingter Auszeit aufnehmen, ist im Zeitablauf deutlich angestiegen. Überdies scheint die Grenze zwischen der selbstständigen und abhängigen Beschäftigung bzw. anderen Erwerbsformen zunehmend zu verwischen.

Die vollständige Studie finden Sie unter folgendem Link:

http://www.ifm-bonn.org/uploads/tx_ifmstudies/IfM-Materialien-248_2016.pdf

 

Quelle: IfM Forschungsnewsletter 3/2016